STÄDTEBAULICHES KONZEPT
Die Lage am Südhang mit Blick auf die Altstadt sowie eine gute verkehrliche Anbindung an die A38 kennzeichnen das stark durchgrünte Wohngebiet im Norden der Stadt. Losgelöst von der umgebenden Zeilenbebauung vermittelt die mäanderartig angelegte Struktur im Bearbeitungsgebiet derzeit Abgeschlossenheit und Distanz. Der Entwurf sieht die Auflösung dieser Abgrenzung zugunsten einer Öffnung der Bebauung und Freiräume zur Umgebung vor. Anstelle der Mescheder Straße tritt eine großzügig angelegte Grünachse. Über eine Stadtterrasse im Süden gelangt der Besucher, geleitet von einem Wasserlauf, in die verschiedenen Verweilbereiche der neuen grünen Mitte des Wohngebietes. Im Zusammenspiel mit den terrassenartig angelegten halböffentlichen Freiräumen der Quartiere fließen die Räume ineinander und münden in ein großzügig angelegtes durchgrüntes Wohnquartier, flankiert von den Parks der Stadt im Süden und dem Agrarraum mit spezieller Landmarke im Norden. Die landschaftliche Freiraumgestaltung steht im bewussten Kontrast zur Sachlichkeit der Bebauung. Mit der Herausnahme einzelner Segmente aus der Bestandsbebauung und Ergänzung von Punkthäusern zur Weiterführung der städtebaulichen Struktur nach Osten gelingen nicht nur spannungsreiche Übergänge zum Freiraum und zur umgebenden Bebauung sondern auch interne Bezüge. Konsequent der Hanglage und dem Prinzip von Linie und Punkt folgend, korrespondiert die neue Struktur mit dezidiert gesetzten Durchblicken zur Altstadt und den Freiräumen. Eingriffe in die bestehende Struktur reduzieren sich auf den Rückbau von Segmenten. Geschossmäßiger Rückbau wird ausgeschlossen. Lediglich die Dachgeschosse erfahren eine Veränderung zu attraktiven Aufbauten mit neuen Grundrisslösungen, die in eine neue Dachlandschaft münden. Die Geschossigkeit im Gebiet bleibt weitestgehend erhalten. Eine Ausnahme bildet die lineare Bebauung im Norden. Diese wird an die bereits veränderten Blöcke der Husumer Straße angepasst. Ebenfalls erhalten bleibt das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus im Osten des Entwurfsgebietes. Nach seiner Umgestaltung sollen hier neben einer öffentlichen Nutzung im EG-Bereich vor allem betreutes und seniorengerechtes Wohnen sowie Kleinwohnungen unterschiedlicher Größe angeboten werden. Neben dem Wohnen bietet die Bebauung im Anschluss an die Stadtterrasse wie bislang Möglichkeiten zur Einordnung von Nutzungen mit Öffentlichkeitsbezug. Gleiches ist für die EG-Zone im Punkthaus an der Landschaftsachse konzipiert.
FREIRAUMKONZEPT
Mit dem Herauslösen der Mescheder Straße entsteht ein vertikal gestaffelter Freiraum in Korrespondenz zu den horizontal gegliederten wohnungsnahen Freiräumen und damit eine fließende Verbindung der Grünbereiche sowohl vertikal als auch horizontal. Die neue Mittelachse trägt öffentlichen Charakter. Dementsprechend gestaltet sich ihr Freiraumangebot mit Wasserlauf, Kinderspiel und Verweilbereichen. Währenddessen tragen die quartiersinternen Freiräume halböffentlichen Charakter. Hier finden sich u.a. Kinderspiel und anderweitige Gemeinschaftsflächen, die vorrangig den Bewohnern vorbehalten sind. Das Wegesystem nimmt die landschaftlich geführten Verzweigungen auf. Jedoch wird es in wohnungsnahen Bereichen zentral in die Fläche geführt. Dadurch ist eine Zuordnung von Terrassenflächen zu den EG-Bereichen möglich. Analog erfolgt die Zuordnung von Mietergärten an den straßenzugewandten Seiten der EG-Zonen. Der Großbaumbestand im Gebiet bleibt fast vollständig erhalten. Zur Unterstützung der räumlichen Gliederung und Markierung der Hauseingänge werden Kirchbäume gesetzt.
ERSCHLIESSUNGSKONZEPT
Mit der Aufgabe der Mescheder Straße gelingt eine konsequente Erschließung und verkehrliche Beruhigung des Gebietes von außen nach innen. Die neue Ringstraße umspannt ein flächenhaftes Wegenetz aus vertikaler Mittelachse und horizontalen Querspangen. Über die Ringstraße erfolgt die verkehrliche Erschließung des Gebietes. Die Intensität der Nutzung nimmt von außen nach innen ab. Damit können eine Verlärmung wohnungsnaher Freiräume und Nutzungskonflikte weitestgehend ausgeschlossen werden. Stichstraßen ermöglichen die Zufahrt in rückwärtige Bereiche sowie zu den Punkthäusern. Weitverzweigte Wege übernehmen die Erschließung der Fläche. Zugunsten einer barrierefreien Erschließung wird vor allem in der Grünachse auf Treppenanlagen verzichtet. Die Stellplatzangebote folgen konsequent der äußeren Erschließung, wohnungsnah, jedoch nicht in sensiblen Freiraumbereichen. Im umgestalteten Wohn- und Geschäftshaus ist die Einordnung einer Tiefgarage vorgesehen. Umgeachtet von diesem Angebot stehen im Konzept ausreichend Stellplätze für die lt. Konzept verbleibende Zahl von 395WE zur Verfügung.
HOCHBAU – PRINZIP DER UMGESTALTUNG
Die bauliche Umgestaltung folgt dem Grundsatz Rückbau anstatt kostenintensiver Bestandseingriffe. Der Abriss ausgesuchter Segmente ergänzt durch die Sanierung der verbleibenden Blöcke ohne schwerwiegende Eingriffe in die Grundrissstruktur sowie wenige, der Struktur folgende Neubauten setzt die Vorgabe der Wohnungsunternehmen hinsichtlich des Rückbaus von ca. 155WE um. Das neue architektonische Erscheinungsbild unterliegt dem Prinzip der sachlichen Moderne. Im Spannungsfeld von Fläche und Öffnung bleibt die Kompaktheit der Baukörper erhalten. Dem städtebaulichen Prinzip von Linie und Punkt folgend, arbeitet der Entwurf mit der Typik der freistehenden Stadtvilla und des additiven Stadthauses. Während die Stadtvilla einen in sich kompakten Baukörper darstellt, wirken die Stadthäuser mit ihren vorgestellten Balkonanlagen transparent und feingliedrig. Mit konzipierten modernen Dachaufbauten und vorgestellten Balkonanlagen erfahren die Gebäude eine Aufwertung in zeitgemäßer Architektursprache. Attraktive Verschattungselemente strukturieren und gliedern die Fassaden. Gleichzeitig entstehen für die Bewohner intime Rückzugsbereiche ohne Verringerung der Wohnfläche. Dank behutsamer Eingriffe in die Grundrissstruktur bleibt die Anzahl der WE pro konzeptionellen Hauseingang weitestgehend erhalten. Eine Mischung unterschiedlicher Wohngrößen und damit des Mieterklientels wird u.a. auch über die Umstrukturierung der Dachgeschosse erwirkt. Anstelle des bisherigen Walmdaches tritt eine attraktive Penthouselösung mit Blick über die Stadt. Veränderungen in die bestehenden Grundrisse erfolgen zugunsten einer Verbesserung der Wohnqualität. Dadurch werden individuellere Wohnungslösungen und vor allem attraktivere Raumzuschnitte bei besserer Belichtung möglich. Die EG-Zonen öffnen sich über Mietergärten oder Terrassen zum Freiraum. Belichtungsarme Wohnungen, vor allem in den Durchgangsbereichen, werden zu Hausmeisterlogen, Abstellräumen oder Mieterwerkstätten umgenutzt. Darüber hinaus stehen in den EG-Zonen barrierefreie Wohnungen zur Verfügung.
Projekdaten | |||
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Bauherr | |||
Baukosten | |||
Leistungsphasen | Wettbewerb | ||
Planung | 2013 | ||
Ort | |||
Anmerkungen |